WOHNEN


Vorwort

...mit Vollgas in die Energiekrise


Die energetische Gebäudesanierung hat für uns alle eine sehr weitreichende energetische- und sozialpolitische Bedeutung. Immerhin werden knapp 40 Prozent der bundesweit in Gebäuden verbrauchten Energie allein für Heizung und Warmwasser aufgewendet.
Durch das weltweite Bevölkerungswachstum und der zunehmenden Industrialisierung wissen wir mittlerweile, dass die leicht zugänglichen Rohstoffreserven in wenigen Jahrzehnten aufgebraucht sein werden. Nicht nur die schrumpfende Verfügbarkeit der Energie wird in den nächsten Jahrzehnten die Preise nach oben treiben, sondern auch kriegerische Auseindersetzungen um das "schwarze Gold" werden die Folge sein.
Die Folgen durch die Verbrennung der fossilen Energiever(sch)wendung freigesetzten Emissionen von Treibhausgasen sind für das globale Klima unübersehbar und spürbar geworden. Die globale Klimaerwärmung durch den Treibhauseffekt hat sich mittlerweile auch bei uns durch häufige Wetterextreme durch Überflutungen, Sturzbäche und Stürme bemerkbar gemacht. Weitere Folgen der Klimaerwärmung sind Dürre und der Anstieg des Meeresspiegels, was Millionen von Menschen dazu zwingen wird, ihren gewohnten Lebensraum zu verlassen.
Es ist jetzt schon zu erkennen, wie sich eine Völkerwanderung zu den gemäßigteren Klimazonen entwickelt.

Um es an dieser Stelle noch einmal mit Zahlen zu verdeutlichen, stiegen die weltweiten CO2-Emissionen von 1980 bis 2008 von 18 auf ca. 27,5 Gigatonnen, bis 2020 wird eine Verdopplung auf ca. 36 Gigatonnen prognostiziert.
Nach Quellenangaben aus 2015 hat "International Energy Agency" im Jahre 2013 einen CO2-Austoss aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen (Oil, Gas, Kohle e.t.c) von 32 Giga-Tonnen weltweit errechnet.


Als Konseqenz dieser Entwicklung ist eine Minderung der Emissionen unerlässlich. So hat die internationale und die europäische Politik auf diese Entwicklung seit Jahren nur zögerlich mit Gesetzen und Verordnungen reagiert.
Seit der Energiekrise in den 1970er-Jahren hat man in Deutschland im Jahre 1976 dazu eine Energieeinsparungsgesetz (EnEG) und im Jahre 1977 die erste Wärmeschutzverordnung (WSchVO) erlassen. Mittlerweile wurden diese Verordnungen durch die Energieeinsparverordung (EnEV) ersetzt und die EnEV wird wiederum in absehbarer Zeit, vermutlich im Jahre 2018/2019, durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abgelöst.

Aufgrund dieser immer höheren Anforderungen an die Energieeinsparung und an den steigenden Wohnkomfort wurden immer neue Bau- und Dämmmateralien entwickelt, die aber auch "neue Probleme" schuffen.
Nach wie vor ist aber für den Menschen die Wärmedämmung eine Erfolgsgeschichte - und das schon seit Jahrtausenden. Ob ein wärmender Pullover, eine Mütze auf dem Kopf oder eine kalte Industrierohrleitung die gedämmt werden muß, um Tauwasserausfall am Rohr zu vermeiden. Dies konnte man bis jetzt ganz einfach mit Wärmedämmung ohne wärmende oder kühlende Hilfsaggregate erreichen. Jedoch dazu mehr in den jeweiligen Artikeln zur Dach- und Wandtechnik.

Erst Energieeffizienzsteigerung, dann Einsatz erneuerbarer Energien.

Klimaschutz, Artensterben, das Ausbreiten von Wüsten und knappe Bodenschätze erfordern einen neuen Umgang mit den Ressourcen der Natur. Eine weltweite Bevölkerungszunahme und die zunehmende Industrialisierung der Entwicklungs- und Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien lassen die prognosdizierte Zeitspanne für die Verfügbarkeit der Rohstoffe weiter schwinden.
Nach den heutigen Erkenntnissen werden die leicht zugänglichen Erdölreserven nach ca. 40. Jahren aufgebraucht sein. Dem steht ein Anwachsen des globalen Primärenergieverbrauchs (Erdöl, Erdgas, Kohle, Atomenergie, Wasser) gegenüber.

Die Frage lautet: Wie können wir den Wohlstand mit besserem Umweltschutz und weniger Ressourcenverbrauch in Einklang bringen? - Innerhalb weniger Jahrzehnte können und müssen wir lernen energieeffizient und umweltbewusst zu handeln. Wir als Energieberater wollen helfen, wie man technologischen Fortschritt mit nachhaltigem Wohlstand sinnvoll verbinden kann.

Die energetische Sanierung von Gebäuden, insbesondere die Dämmung der Gebäudehülle und die effiziente Anlagentechnik leistet hierzu einen großen Beitrag.
Mittlerweile verbringen wir über 90% unserer Zeit in geschlossenen Räumen und sollten daher dem Innenraumklima besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen.

Kind wirft Geldstücke in ein Sparschwein

Energetische Verbesserungen an der Gebäudehülle reduzieren nicht nur die Energiekosten, sondern sorgen auch für ein gutes Raumklima und haben entscheidenden Einfluss auf unser Wohlbefinden.
Sie dienen als Hitzeschutz im Sommer und im Winter als Kälteschutz, als Schallschutz und als gute Feuchteregulierung gegen Schimmelbefall. Energetische Maßnahmen erhalten nicht nur die Bausubstanz sondern steigern darüber hinaus den Wert des Gebäudes.

In der öffentlichen Diskussion steht verstärkt die Nutzung erneuerbarer Energien im Vordergrund, obwohl Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung eine noch deutlich höhere praktische Bedeutung haben.
Immerhin werden knapp 40 Prozent der bundesweit in Gebäuden verbrauchten Energie allein für Heizung und Warmwasser aufgewendet.
Dabei fallen die Altbauten besonders ins Gewicht. 35 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche verbraucht ein energetisch unsaniertes Einfamilienhaus aus den 1950er Jahren im Durchschnitt pro Jahr. Das Einsparpotenzial läge durch eine energetische Sanierung bei bis zu 80 Prozent der Kosten für Heizung und Warmwasser - bei einer Wohnfläche von 120 Quadratmetern also bei rund 2.000 Euro jährlich.
In Verbrauchszahlen ausgedrückt, von den gut 2.500 Terawattstunden Endenergie, die im Jahr in Deutschland verbraucht werden, entfallen rund 1.070 auf Raumwärme, Warmwasserbereitung und Beleuchtung.

Ausgehend von einem durchschnittlichen Einsparpotenzial von 65 Prozent, ergibt sich im Gebäudebereich - bei konsequenter Sanierung der Außenwanddämmung und Fenstermodernisierung nach neuem technischem Stand - ein Mindestverbrauch von 696 Terawattstunden (1TW=10^{12}) also 696 Milliarden KWh pro Jahr. Das entspricht ungefähr der Energiemenge von 85 Atomkraftwerken, beziehungsweise der fünffachen Energiemenge, die alle 17 Atomkraftwerke in Deutschland im Jahr 2007 ins Stromnetz eingespeist haben. Den neueste Daten der dena, der Wissenschaftler und den Energieexperten zufolge, könnten bis zum Jahre 2020 die Energiekosten bis zu 33 Millarden gesenkt werden, sollten die von der Bundesregierung beschlossenen Ziele umgesetzt werden.

Würde allein der Wohngebäudebestand energetisch so saniert werden, was technisch realisierbar ist, beherberge das Potentiale, die um eine Zehnerpotenz höher sind, als die der Erneuerbaren Energien.

So Univ.-Prof. Dr.-Ing. Gerd Hauser vom Ordinarus der Technischen Universität München und Leiter des Fraunhofer-Insitutes für Bauphysik. Er erforschte seit Jahren diese Thematik und galt als einer der renommiertesten Fachleute für Energieeffizienz in Gebäuden.

Die Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich ist der Hauptschlüssel, um unsere Probleme im Energiebereich zu lösen..

Nach seiner Aussage, sollte die Energieeffizienzsteigerung die Basis und Grundlage jeglicher sinnvollen Maßnahme sein, auf die dann mit Erneuerbaren Energien aufgesetzt werden sollte, indem man z.B. dazu noch Plus-Energiehäuser schafft. Das sind Gebäude, die im Jahr mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen.
Vermutlich werden wohl alle Neubauten ab 2020 dieses Kriterium erfüllen - Gebäude werden zu Mini-Kraftwerken.