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ISO 20807 Zertifizierter Gebäudeluftdichtheitsprüfer

In diesem Beitrag finden Sie...
- Einleitung
- ISO 9972
- n50-Grenzwerte
- Messmethoden (Spalte rechts)
- Luftdichtheitsmängel erkennen (Spalte rechts)
- Anforderung an die Luftdichtheit (Weitere interessante Beiträge auf unserer Website)
- Allgemeinen Geschäftsbedingungen
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Luftdichheitsmängel erkennen
Um in Wöhnräumen einen geringen Energiebedarf und ein behagliches Wohnklima zu erreichen, kommt es auf eine möglichst dichte Gebäudehülle an.
Im Sinne einer Qualitätssicherung kann dies bei der Bauabnahme mit einem so genannten "Blower-Door-Test" geprüft werden. Allerdings lassen sich am Ende der Maßnahme manche Mängel im nach hinein nur noch unter großem Aufwand beseitigen. Es ist daher sinnvoller, vor den Innenausbauarbeiten einen Blower-Door-Test durchzuführen, da die luftdichte Ebene noch zugänglich ist. So sind Nachbesserungen mit mäßigem Aufwand möglich.
In der Regel kann man Fehlstellen sogar schon mit dem bloßen Auge erkennen, auch ohne spezielle Fachkenntnisse zu besitzen - vorausgesetzt man weiß, worauf zu achten ist. Hier die wichtigsten Beispiele für mögliche Schwachstellen:
1. Wand - Fußboden
- Grundsätzlich gilt massives Mauerwerk niemals unverputzt lassen, da erst die Putzschicht für ausreichende Dichtheit sorgt. Hat man in seinem Rohbau Unachtsamkeiten beim Innenputz frühzeitig entdeckt, können die Handwerker diese umgehend beheben. Insbesondere die Außenwände müssen bis dicht an die Bodenplatte verputzt sein, sonst drohen später unangenehme Kaltluftseen im Fußbereich. Zwischen Estrich und Putz darf daher nirgendwo ein Lücke bleiben.
2. Fensterbänke
- Die Fensterlaibungen müssen auch dort glatt verputzt werden, wo später die Fensterbänke aufliegen sollen. Ansonsten dringt vor allem durch offenliegende Hochlochziegel kalte Luft fast ungehindert nach oben in den Innenraum. Eine mit wenigen Mörtelklecksen aufgesetzte Fensterbank allein reicht nicht aus!
3. Steckdosen
- Zugluft aus Steckdosen ist ein besonders weit verbreiteter Mangel. Dies lässt sich verhindern, indem man luftdichte Installationsdosen zum Einbau verwendet. Sollten trotzdem perforierte Dosen Verwendung finden, sind sie in ein dichtendes Gipsbett einzusetzen.
4. Vorwandinstallationen
- Gelegentlich bleiben Wandbereiche, die für Vorwandinstallationen geplant sind, unverputzt. Sie "verschwinden" später ja ohnehin hinter einer Gipskartonplatte. Die Folge: kalter Wind, der um Spülkästen und andere Installationen weht. Auch an solchen Stellen stets auf flächendeckendem Innenputz bestehen!
5. Rohre
- Aufgepasst bei Rohren und Leitungen - sind Wände und Ecken auch hinter diesen vollständig gedämmt und verputzt?
6. Dach
- Der Brandschutz umfasst alle Maßnahmen, die der Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer und Rauch vorbeugen und bei einem Brand die Rettung von Menschen und Tieren ermöglichen. Hierbei spielt die Lufdichtheit eine entscheidende Rolle. Denn im Brandfall führen Undichtheiten sehr schnell zur Weiterleitung von Hitze und schädlichen Rauchgasen z.B. in benachbarte Wohneinheiten oder gefährden die Funktion von Fluchtwegen.
7. Wohndachfenster
- Der luftdichte Anschluss an Dachwohnfenster ist neben dem wärmebrückenfreien Einbau mit die größte Herausforderung für den Handwerker am Bau. Hier sollte man unbedingt die vom Hersteller angebotenen Zubehörteile (Dämmrahmen, Dampfsperrschürze usw.) mit verwenden, um
8. Durchführungen
- Die meisten Bauschäden sind bei Durchdringungen durch Bauteile (z.B. Dunstrohre, Kabel usw.) festzustellen. Diese Anschlüsse sind oft eine Herausforderung, da sie schlecht zugänglich und nicht einfach zum anschliessen sind. Mittlerweile bieten einige Hersteller ein gutes Sortiment an vorgefertigten gummierten Manschetten an, mit denen sich sichere und vor allem dauerhafte Anschlüsse herstellen lassen.
Grundsätzlich gilt:
- Zur Vermeidung von Bauschäden und aus Energiespargründen ist es vorgeschrieben, luftdicht zu bauen. Definierte Grenzwerte müssen eingehalten
werden. Mit dem Differenzdruck-Messverfahren können an jedem Neubau und Umbau evtl. vorhandene Fehlstellen der Gebäudehülle lokalisiert und nachgebessert werden.
Um dauerhafte Verbindungen (z.B. Klebestellen) herstellen zu können, ist es zu empfehlen aufeinander abgestimmte Produkte der Hersteller zu verwenden. Bei Verwendung unterschiedlicher Hersteller-Produkte wird meist eine Garantieleistung ausgeschlossen. Alle Verbindungen sollten nicht unter Spannung verklebt werden, da sich die Verbindungen trotz guter Klebekraft leicht wieder ablösen. Beim Abdichten verschiedener Materalien z.B. Dampfbremsfolie an die Wand, sollte immer nur auf verputzte Mauerflächen angeschlossen werden. Es ist zu raten, die Verklebungen und Anschlüsse nach den momentan gültigen Regeln als eine mechanische Pressverbindung herzustellen. Auch wenn einige Hersteller z.B. Pasten anbieten und die Verwendung ohne jegliche weiterer Maßnahmen für "Gut" befinden, kommt es diesbezüglich immer wieder zu Rechtsstreitigkeiten. Um eine sichere und dauerhafte Verbindung (25 - 30 Jahre) zu erreichen, ist eine Pressverbindung dringend zu empfehlen.
Unterschiedliche Messmethoden
Je nach Problemstellung kann entweder eine Blower-Door Messung oder eine Infrarot-Thermografie-Messung alleine oder beide Messmethoden zusammen sinnvoll sein. Es ist also zunächst zu klären, welche Art von Untersuchung durchgeführt werden soll. Eine Blower-Door-Messung kann grundsätzlich ganzjährig durchgeführt werden, eine Thermografie ist nur in der Heizperiode sinnvoll. Bei einem bereits bewohnten Gebäude ist der Untersuchungstermin also evtl. witterungsabhängig, sofern die Infrarotkamera zum Einsatz kommt.


Foto: Sönke Krüll (Wikipedia)
Bausachverständige wissen heute, dass wesentlich mehr Bauschäden durch Konvektion als durch Diffusion entstehen.
Hier ein Beispiel: Eine Undichtigkeit im Bereich der Fenster wird im Winter auf Grund der nach oben steigenden warmen Raumluft von Innen nach Außen durchströmt. Die feuchte Raumluft kühlt im Bereich der Undichtigkeit schnell ab, es bildet sich Kondensat und schlägt sich im angrenzenden Bauteil nieder (Konvektion). Ein Schaden im Bereich dieser Stelle ist vorprogrammiert.
Bei Windanströmung liegt der umgekehrte Fall vor. Hier übersteigt der äußere Luftdruck den Inneren und starke Zuglufterscheinungen im Innenraum sind festzustellen. Dies gilt insbesondere bei Undichtigkeiten in Fußbodennähe. Hier mischt sich die kalte Luft am Boden schlecht mit der nach oben drängenden warmen Raumluft und es entstehen Kaltluftseen. Die thermische Behaglichkeit im Gebäude ist dadurch empfindlich gestört (kalte Füße).
DIFFERENZDRUCKPRÜFUNG
Sprachgebrauchlich auch "Blower-Door-Messung"
Schon in den 70er Jahren wurde in Felduntersuchungen Undichtheiten an Gebäuden untersucht. Die ersten Messungen mit der Differenzdruckmethode begannen in Deutschland 1986/87 mit dem Bau der ersten Niedrig-Energie-Häuser. Seit den 90er Jahren hat sich die "Blower-Door" als wissenschaftliches Instrument bewährt. Mit der Blower-Door-Messung steht nun ein standardisiertes Messmittel zur Verfügung, um die Luftdichtheit eines Gebäudes quantitativ zu erfassen.

Ken Gadsby, damals Techniker an der Princeton University, gilt als der Erste, der eine praxistaugliche "Blower-Door" entwickelt hat.
In eine offene Außentür (Eingangs- oder Balkontür) wird ein Rahmen mit Gummidichtungen eingepresst, der mit einer Folie bespannt ist. In einer Öffnung der Folie wird ein Ventilator eingebaut, der einen Differenzdruck (Unterdruck oder Überdruck im Haus) erzeugt. Bei der Unterdruckmessung wird ermittelt, wie oft das Luftvolumen des Gebäudes bei einer bestimmten Druckdifferenz zur Außenluft pro Stunde ausgetauscht wird (Luftwechselrate n50). Die Luftwechselrate 50 Pa entspricht etwa einer "frischen" Brise mit der Windstärke 5 (Windgeschwindigkeit: 8,5 - 10,7 m/s).
Bei der Überdruckmessung kann alternativ das Haus auch mit Nebel gefüllt werden, um dann von außen die Austrittsstellen beobachten zu können. Dies ist auch bei bewohnten Häusern möglich.
Die Bower-Door-Messung ist die Voraussetzung für die Umsetzung zeitgemäßer Energiekonzepte.
Energetische Maßnahmen wie beispielsweise der Einbau moderner Heizsysteme oder Fenster erreichen ihr Potenzial erst, wenn unerwünschte Leckagen in der Gebäudehülle beseitigt sind.

Um die Luftdichtheit der wärmetauschenden Gebäudehülle feststellen und messen zu können, bestimmen Messinstrumente die Druckdifferenzen, welche das Gebläse erzeugt und die Luftmengen, die der Ventilator transportiert. Die Drehzahl des Ventilators wird so geregelt, dass sich ein bestimmter Druck zwischen Außen- und Innenraum aufbaut. Dabei muss er bei der Unterdruckmessung soviel Luft nach außen befördern, wie durch die vorhandenen Leckstellen in das Gebäude nachströmt. Während die Druckdifferenz aufgebaut ist, können Leckstellen in der Gebäudehülle leicht gefunden werden. Schon mit der bloßen Hand lassen sich die Leckstellen im Innern des Raumes ertasten. Sind Leckstellen vohanden, zieht es sozusagen aus allen Ritzen..
Der gemessene Luftstrom wird durch das Volumen des Gebäudes geteilt. Diesen Wert, die Luftwechselrate n50, kann man nun mit anderen Gebäuden und Normen vergleichen und ist ein Qualitätsmerkmal eines Gebäudes.
Anforderungen an die Luftdichtheit
Das Differenzdruck-Messverfahren sollte an jedem Neubau und Umbau durchgeführt werden, um vorhandene Fehlstellen der Gebäudehülle lokalisieren zu können.
Bei Gebäuden mit Lüftungsanlage gehört die Blower-Door-Messung zum Standard, da nur mit Dichtheitsnachweis diese Technik im Energiebedarfsnachweis berücksichtigt werden darf. Bei Niedrigenergiehäusern und Passivhäusern ist der Nachweis Pflicht.
Zum Nachweis der Dichtheit des gesamten Gebäudes bei einer Druckdifferenz zwischen innen und außen von 50 Pa gemessene Volumenstrom - bezogen auf das beheizte oder gekühlte Luftvolumen - bei Gebäuden, sollten die folgenden
Grenzwerte | |
---|---|
3,0 h−1 | bei Gebäuden ohne raumlufttechnische Anlagen (nach EnEV) |
1,5 h−1 | bei Gebäuden mit raumlufttechnischen Anlagen (nach EnEV) |
1,0 h−1 | RAL Gütezeichen Niedrigenergiebauweise |
0,6 h−1 | qualitätsgeprüftes Passivhaus |
nicht überschritten werden.
Ein n50-Wert = z.B. 2,5 h-1 bedeutet, dass die Luft in dem Gebäude bei einer Druckdifferenz von 50 Pa in einer Stunde 2,5 mal durch Luftundichtigkeiten austauscht wird. Der genaue Ablauf der Messung ist in DIN EN 13829 geregelt.
Für eine Blower Door Untersuchung an einem Einfamilienhaus vor Ort muss eine Zeit von ungefähr 3 - 4 Stunden veranschlagt werden. Nach Abschluss der Messungen bekommt der Hausbesitzer ein Zertifikat (Prüfbericht) über die Qualität der gemessenen Gebäudehülle.
Weitere Hilfsmittel zum Orten von Leckstellen sind Rauchspender, sogenannte Anemometer und die Thermografie.
- DIN 4108, Teil 7 - Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen
- DIN EN 13829 - Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden - Differenzdruckverfahren
- Energieeinsparverordung 2013 (EnEV2013)