DIFFERENZDRUCKPRÜFUNG


Sprachgebrauchlich auch "Blower-Door-Messung"


Schon in den 70er Jahren wurde in Felduntersuchungen Undichtheiten an Gebäuden untersucht. Die ersten Messungen mit der Differenzdruckmethode begannen in Deutschland 1986/87 mit dem Bau der ersten Niedrig-Energie-Häuser. Seit den 90er Jahren hat sich die "Blower-Door" als wissenschaftliches Instrument bewährt. Mit der Blower-Door-Messung steht nun ein standardisiertes Messmittel zur Verfügung, um die Luftdichtheit eines Gebäudes quantitativ zu erfassen.

Bild zeight Blower-Door-Test in einer Türe eingebaut

Ken Gadsby, damals Techniker an der Princeton University, gilt als der Erste, der eine praxistaugliche "Blower-Door" entwickelt hat.
In eine offene Außentür (Eingangs- oder Balkontür) wird ein Rahmen mit Gummidichtungen eingepresst, der mit einer Folie bespannt ist. In einer Öffnung der Folie wird ein Ventilator eingebaut, der einen Differenzdruck (Unterdruck oder Überdruck im Haus) erzeugt. Bei der Unterdruckmessung wird ermittelt, wie oft das Luftvolumen des Gebäudes bei einer bestimmten Druckdifferenz zur Außenluft pro Stunde ausgetauscht wird (Luftwechselrate n50). Die Luftwechselrate 50 Pa entspricht etwa einer "frischen" Brise mit der Windstärke 5 (Windgeschwindigkeit: 8,5 - 10,7 m/s).
Bei der Überdruckmessung kann alternativ das Haus auch mit Nebel gefüllt werden, um dann von außen die Austrittsstellen beobachten zu können. Dies ist auch bei bewohnten Häusern möglich.

Die Bower-Door-Messung ist die Voraussetzung für die Umsetzung zeitgemäßer Energiekonzepte.
Energetische Maßnahmen wie beispielsweise der Einbau moderner Heizsysteme oder Fenster erreichen ihr Potenzial erst, wenn unerwünschte Leckagen in der Gebäudehülle beseitigt sind.

Grafik zeigt Differenzdruckmessung mit 50 PA Grafik: Wikipedia

Um die Luftdichtheit der wärmetauschenden Gebäudehülle feststellen und messen zu können, bestimmen Messinstrumente die Druckdifferenzen, welche das Gebläse erzeugt und die Luftmengen, die der Ventilator transportiert. Die Drehzahl des Ventilators wird so geregelt, dass sich ein bestimmter Druck zwischen Außen- und Innenraum aufbaut. Dabei muss er bei der Unterdruckmessung soviel Luft nach außen befördern, wie durch die vorhandenen Leckstellen in das Gebäude nachströmt. Während die Druckdifferenz aufgebaut ist, können Leckstellen in der Gebäudehülle leicht gefunden werden. Schon mit der bloßen Hand lassen sich die Leckstellen im Innern des Raumes ertasten. Sind Leckstellen vohanden, zieht es sozusagen aus allen Ritzen..


Der gemessene Luftstrom wird durch das Volumen des Gebäudes geteilt. Diesen Wert, die Luftwechselrate n50, kann man nun mit anderen Gebäuden und Normen vergleichen und ist ein Qualitätsmerkmal eines Gebäudes.

Anforderungen an die Luftdichtheit

Das Differenzdruck-Messverfahren sollte an jedem Neubau und Umbau durchgeführt werden, um vorhandene Fehlstellen der Gebäudehülle lokalisieren zu können.
Bei Gebäuden mit Lüftungsanlage gehört die Blower-Door-Messung zum Standard, da nur mit Dichtheitsnachweis diese Technik im Energiebedarfsnachweis berücksichtigt werden darf. Bei Niedrigenergiehäusern und Passivhäusern ist der Nachweis Pflicht.

Zum Nachweis der Dichtheit des gesamten Gebäudes bei einer Druckdifferenz zwischen innen und außen von 50 Pa gemessene Volumenstrom - bezogen auf das beheizte oder gekühlte Luftvolumen - bei Gebäuden, sollten die folgenden

Grenzwerte
3,0 h−1 bei Gebäuden ohne raumlufttechnische Anlagen (nach EnEV)
1,5 h−1 bei Gebäuden mit raumlufttechnischen Anlagen (nach EnEV)
1,0 h−1 RAL Gütezeichen Niedrigenergiebauweise
0,6 h−1 qualitätsgeprüftes Passivhaus

nicht überschritten werden.
Ein n50-Wert = z.B. 2,5 h-1 bedeutet, dass die Luft in dem Gebäude bei einer Druckdifferenz von 50 Pa in einer Stunde 2,5 mal durch Luftundichtigkeiten austauscht wird. Der genaue Ablauf der Messung ist in DIN EN 13829 geregelt.

Für eine Blower Door Untersuchung an einem Einfamilienhaus vor Ort muss eine Zeit von ungefähr 3 - 4 Stunden veranschlagt werden. Nach Abschluss der Messungen bekommt der Hausbesitzer ein Zertifikat (Prüfbericht) über die Qualität der gemessenen Gebäudehülle.

Weitere Hilfsmittel zum Orten von Leckstellen sind Rauchspender, sogenannte Anemometer und die Thermografie.

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Quellen:
  • DIN 4108, Teil 7 - Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen
  • DIN EN 13829 - Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden - Differenzdruckverfahren
  • Energieeinsparverordung 2013 (EnEV2013)